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Karl Tornow als Wegbereiter der sonderpädagogischen Profession

Die Grundlegung des Bestehenden in der NS-Zeit
Verfasser: Suche nach diesem Verfasser Hänsel, Dagmar
Verfasserangabe: Dagmar Hänsel
Jahr: 2008
Verlag: Bad Heilbrunn, Klinkhardt
Mediengruppe: Buch
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Exemplare

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Signatur: 6 A 5006 Standort 2: Magazin R 3.1.-320 Standort 3: Barcode: 00039285 Status: Verfügbar Ausleihhinweis:

Inhalt

Während die Verwicklung von Medizinern in NS-Verbrechen inzwischen breit aufgearbeitet worden ist, hat eine nennenswerte Auseinandersetzung mit der Beteiligung von Sonderpädagogen an diesen Verbrechen bis heute nicht stattgefunden. Das ist umso erstaunlicher, als schätzungsweise jedes zweite (ehemalige) Hilfsschulkind, vor allem Mädchen und Frauen, in der NS-Zeit zwangssterilisiert worden ist und als die von Hilfsschullehrern als "Bildungsunfähige" aus der Hilfsschule Ausgeschlossenen zu Opfern der "Euthanasie" geworden sind. In die Hilfsschule, die sich inzwischen Schule für Lernbehinderte oder Förderschule nennt, geht rund die Hälfte der deutschen Sonderschulkinder.
 
Der vorgelegte Band will mit der Selbstdarstellung der Hilfsschullehrer als Retter der Kinder in der NS-Zeit und als Retter bedrohten Lebens, aus der die sonderpädagogische Profession bis heute erheblichen Nutzen zieht, aufräumen. Der Band setzt sich mit Karl Tornow (1900-1985), dem einflussreichsten Vertreter der Hilfsschullehrer und Sonderpädagogen in der NS-Zeit, auseinander, über den es, wie über alle anderen führenden Sonderpädagogen der NS-Zeit, keine nennenswerte Forschung gibt. Das hat seinen guten Grund, geht es doch um zentrale Interessen, die der aus dem Hilfsschulverband hervorgegangene Verband Sonderpädagogik wirkungsmächtig vertritt, und bestimmen verbandsnahe Geschichtsinterpreten doch bis heute die Geschichtsschreibung der Sonderpädagogik.
 
Im vorgelegten Band wird die Bedeutung Tornows für die Entwicklung der sonderpädagogischen Profession in der NS-Zeit und nach 1945 und die Nutzung der NS-Verbrechen für diese Entwicklung herausgearbeitet. Die Analyse basiert wesentlich auf unveröffentlichten Quellen, die bisher nicht erschlossen worden sind. Einige der erschlossenen Quellen werden von einem führenden Vertreter des Hilfsschulverbands seit zwei Jahrzehnten unter Verschluss gehalten.
 
Der Schwerpunkt der Darstellung liegt zum einen auf dem Wirken Karl Tornows im Binnenraum der sonderpädagogischen Profession, zum anderen auf seinem Wirken in einem multiprofessionellen Netzwerk von Sonderpädagogen, Neurochirurgen, Kinderpsychiatern und Kinderpsychotherapeuten. Dieses Wirken im Netzwerk bringt Tornow mit führenden Medizinern der NS-Zeit in Verbindung, zu denen Hans Heinze, Werner Villinger und Wilhelm Tönnis gehören.
 
Der Band, der auch wichtige, unveröffentlichte Dokumente enthält, entwickelt eine neue Sicht, die sich von der Sicht der Sonderpädagogik grundlegend unterscheidet. Tornow wird nicht als NS-Funktionär und als Repräsentant der NS-Behinderten- und Rassenpolitik dargestellt, der mit der NS-Zeit über die rettenden Hilfsschullehrer hereingebrochen und nach der NS-Zeit weitgehend spurlos verschwunden ist. Tornow wird vielmehr neu als Wegbereiter und Promotor der sonderpädagogischen Profession in den Blick genommen, der in der und nach der NS-Zeit für die Interessen der Hilfsschullehrer zukunftsweisend gewirkt und Grundlagen für Bestehendes gelegt hat. Tornow wird als Reformpädagoge und als Modernisierer sichtbar gemacht, der in der Hilfsschulpraxis nachhaltig gewirkt hat. Nach der NS-Zeit ist das nicht zuletzt durch das Personalbogenformular für die Hilfsschule geschehen, das allein zwischen 1964 und 1968 in rund 10.000 Exemplaren verkauft worden ist. Dieses Formular gleicht dem Personalbogenformular von 1940, das für die Zwangssterilisation der Hilfsschulkinder eine wichtige Rolle gespielt hat, fast bis aufs Haar.
 

Details

Verfasser: Suche nach diesem Verfasser Hänsel, Dagmar
Verfasserangabe: Dagmar Hänsel
Jahr: 2008
Verlag: Bad Heilbrunn, Klinkhardt
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Systematik: Suche nach dieser Systematik 1.9.3. Tornow, 8.7.13.3.
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ISBN: 978-3-7815-1624-3
2. ISBN: 3-7815-1624-5
Beschreibung: 391 S. : Abb.
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Mediengruppe: Buch