Darf man von der »Erfolgsgeschichte« einer Institution sprechen, die Millionen von Menschen das Leben gekostet hat? Ist das angesichts der Gewalt und des Leids, das Millionen erfahren haben, nicht purer Zynismus? Die Welt der Lager ist keine Geschichte, sie ist Realität: Bis zum heutigen Tag sind Lager weltweit ein Instrument, dessen sich Diktaturen und Demokratien bedienen. Wie lässt sich die Langlebigkeit und Wandlungsfähigkeit dieser Institution erklären? Worin liegt ihre funktionale Attraktion über Zeiten, Kontinente und politische Systeme hinweg?
Bettina Greiner und Alan Kramer haben ausgewiesene Spezialisten der Lager- und Gewaltforschung gebeten, sich ihrem Gegenstand neu zu nähern und dabei besonders jene Dynamisierungs- und Radikalisierungsprozesse in den Blick zu nehmen, die das Lager zu einem weltweiten Signum für das Repressionspotenzial des modernen Staates gemacht haben.
Von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart Guantánamos, von den Kriegsgefangenenlagern im Europa des Ersten Weltkriegs zu den Internierungslagern im Pazifischen Krieg, von den Kolonialkriegen zu den Dekolonisierungskriegen, von totalitären Vergemeinschaftungsidealen bis hin zur planmäßigen, rassistisch motivierten Vernichtung angeblich unwerten Lebens - der Band versammelt Beiträge, die in ihrer Zusammenschau einen einzigartigen Querschnitt durch die Geschichte dieser Institution bieten.
Dabei wird unmittelbar deutlich, dass die gängige Engführung auf nationalsozialistische Vernichtungsstätten dem Phänomen Lager nicht gerecht wird. Die in diesem Band versammelten Beitrage setzen also auch erste Impulse für eine multiperspektivische und transnationale Lagerforschung.
Jahr:
2013
Verlag:
Hamburg, Hamburger Edition
Aufsätze:
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Systematik:
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7.3.3.
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ISBN:
978-3-86854-267-7
2. ISBN:
3-86854-267-1
Beschreibung:
359, [16] S. : Abb.
Mediengruppe:
Buch